Unser Kollege aus Syrien
Ahmad Almousa in der Offsetdruckerei Schwarzach

Im März 2016 kam Ahmad Almousa, der damals 29-Jährige Syrer, in die Offsetdruckerei Schwarzach. Ein sympathischer, gut ausgebildeter und höflicher junger Mann. Sein Schicksal ist das von Abertausenden. Ahmad stammt aus Aleppo, einer der am schlimmsten vom Krieg verwüsteten Metropolen im Norden Syriens. Seine Flucht übers Mittelmeer war ein Höllentrip. Danach kam das endlose Warten in Griechenland, die Ungewissheit und schließlich der Aus- und Aufbruch nach Österreich. Im Flüchtlingsstrom über den Balkan. Das war im Jahr 2015.

Ahmad_Almousa

Ahmad Almousa ist ein geschätzter Kollege. Hier an seinem Arbeitsplatz in der Druckvorstufe.

Das alte Leben und der Krieg
Ahmads Leben vor dem Bürgerkrieg war der eines x-beliebigen Teenagers aus guten Verhältnissen: Gymnasium, Matura, Ferienjobs im IT-Bereich und als Grafik Designer. Sein Vater und sein älterer Bruder betrieben eine Bonbonfabrik außerhalb Aleppos, die Familie – ebenso wie drei von Ahmads vier Schwestern und deren Familien – wohnten in der Stadt. Nach seinem zweijährigen Militärdienst trat Ahmad seinen Auslandsjob in den Emiraten an. 2010 fand er eine Anstellung in einer Druckerei in Abu Dhabi. Er besuchte seine Familie in Aleppo, wenn er Urlaub hatte, zuletzt im Jahr 2013. Dort rückte der Krieg immer näher: Das Haus der Familie Almousa und ebenso ihre Fabrik wurden bei Bomben- und Raketenangriffen zerstört. Den Eltern und der Familie des Bruders blieb nur noch die Flucht. 2013 entkamen sie nach Ägypten. Ahmads Schwestern und ihre Familien hatten keine Fluchtmöglichkeit: Drei sind noch immer in Aleppo, eine im Libanon.

Von den Emiraten konnte Ahmad nach 2013 nicht mehr nach Aleppo zurückkehren, in Abu Dhabi lief 2014 sein Visum ab. Er flüchtete in die Berge, über die Grenze in die Türkei. Ohne Aussicht auf Zukunft, auf Arbeit oder Sicherheit. Europa blieb der einzige Ausweg.

Asyl in Österreich

Ahmad wurde der Asylstatus rasch zuerkannt. Nach kurzer Zeit im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen in Niederösterreich, wurde er im Zuge der Flüchtlingsaufteilung nach Vorarlberg überstellt. In einem Schulheim in Feldkirch waren er und seine Schicksalsgenossen untergebracht. In Feldkirch kümmerten sich einige engagierte Bürger mehr als üblich um die Flüchtlinge. Eine Frau und ein Ehepaar halfen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, Deutschkursen und Lernen, gaben ihm Sicherheit und Zuversicht. Ahmad fand eine Art Familienanschluss, Freundschaft und Unterstützung. So wurde er auch zur Offsetdruckerei Schwarzach vermittelt.


Von seinen Schwestern hat Ahmad seit fünf Monaten nichts mehr gehört. Es gibt keine Verbindung mehr nach Aleppo. Zu seinen Eltern und seinem Bruder in Kairo kann er Kontakt halten. Ihre Lage ist prekär, denn nur der Bruder hat Arbeit gefunden, aber das Geld reicht nicht für alle zum Leben. Die Familie hat keine Papiere, die eine legale Ausreise ermöglichen würden. Neue kann sie sich nicht leisten, von Seiten der Behörden gibt es keine Hilfe. Die Belastung ist für alle sehr hoch, die Ungewissheit zehrt. So schickt Ahmad Geld und unterstützt sie so gut er kann.

Hoffnung auf Zukunft
Ahmad ist sehr dankbar für die Aufnahme in Österreich, für die menschliche und finanzielle Hilfe. Vorarlberg, sagt er, ist sehr schön und angenehm. In der Offsetdruckerei fühlt er sich wohl und bringt sich in der Abteilung Druckvorstufe seit Anbeginn mit Lernbereitschaft und Know-how ein. Mittlerweile hat er seinen eigenen Arbeitsplatz, berichtet er stolz. „Es geht mir sehr gut, ich habe die Sprache viel besser gelernt und das ist gut für mehr Kontakt. In der Firma mit den Kollegen und auch privat.“ Ahmad wohnt in seinen eigenen vier Wänden in Dornbirn. Mit seinen Nachbarn versteht er sich sehr gut – und Weihnachten verbringt er mit Freunden: Thomas und Claudia aus Gisingen haben ihn zu sich eingeladen.

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